Markus Ebner und Günter Fruhtrunk
STRATEGIEN EINER EXKLUSIVEN ANEIGNUNG
Strich für Strich, Linie um Linie – Markus Ebner malt die Gemälde des Münchner Künstlers Günter Fruhtrunk pinselstrichgenau nach. Seit gut 20 Jahren kopiert er die abstrakten Werke des bekannten deutschen Nachkriegskünstlers. Kopie um Kopie eignet er sich ausschließlich Fruhtrunks konkrete Kunst an: Seine Appropriation Art ist exklusiv seinem ehemaligen Lehrer gewidmet. Ebner, 1962 in Regensburg geboren, studierte in den 80er Jahren drei Semester in der Klasse Fruhtrunk an der Münchner Kunstakademie. Bis Günter Fruhtrunk 1982 in seinem Atelier Suizid begann. Knappe 20 Jahre später fing Markus Ebner an, sich seinem Lehrer künstlerisch anzunähern. Er recherchiert Fruhtrunks Arbeitsweise, seine verwendeten Materialien, Techniken und ergänzt sie mit seinem eigenen Wissen aus der Fruhtrunkklasse.
Allein mit malerischen Mitteln erstellt er exakte Kopien, übernimmt Farben, Material und Maße bis in kleinste Detail. Original und Kopie sind kaum zu unterscheiden. In einem malerisch aufwendigen Prozess kopiert er nicht nur dessen Motive, sondern baut auch seine Rahmen detailgetreu nach und befestigt sie à la Fruhtrunk am Spannrand. Für die Serie Zuneigung ließ Markus Ebner Aluminiumleisten anfertigen und rahmte damit jedes seiner zehn Gemälde selbst.
»Bei meiner Zuneigung verwende ich die „klassische Fruhtrunksche Rahmung“ mit nicht-eloxierten Aluminiumleisten, die direkt, ohne Gehrung, mit sichtbarer Schlitzschrauben-Befestigung an den Seiten angebracht sind«, erzählt der Künstler.
Hinsichtlich der Autorschaft lässt auch Markus Ebner keine Zweifel offen: Er nummeriert Serien fortlaufend und signiert die Werke auf der Rückseite mit seinem Namen. Diese eindeutige Zuordnung bringt aber kaum eindeutige Antworten auf die Fragen um Urheberschaft und Original. Zudem potenzieren sich die Ungewissheiten, wenn Ebner sich selbst kopiert. Auch Fruhtrunk wiederholte sich oft, produzierte mehrere Versionen eines Motivs, die sich meist nur hinsichtlich der Bildgröße unterschieden. Günter Fruhtrunk stellte Zuneigung, eines seiner letzten Bilder, kurz vor seinem Suizid fertig. Es ist eine kleinere Version seiner Arbeit Bild, die ebenfalls 1982 entstand. Ebner kopierte Fruhtrunks Bild bereits 2017. Drei Jahre später malte er insgesamt zehn Kopien von Fruhtrunks Zuneigung.