Kunst und Kopie

Buch-Projekt:
Markus Ebner,
Zuneigung
2021/2022


Ein Katalog zur Ausstellung der Werkserie »Zuneigung, 2020/2021« von Markus Ebner in der Galerie JACKY STRENZ in Frankfurt am Main, mit Beiträgen von Jürgen und Ute Habermas, Florian Illies, Kito Nedo, Astrid Fendt, Florian Ebner. Herausgegeben von Spector Books, Leipzig, 2022.

Markus Ebners Einfühlungsvermögen in das Werk seines früheren Lehrers Günter Fruhtrunk hört nicht am Bildrand auf: »Ich versuche den Arbeiten Fruhtrunks möglichst nahe zu kommen.« In einem malerisch aufwendigen Prozess kopiert er nicht nur dessen Motive, sondern baut auch seine Rahmen und Befestigungen detailgetreu nach. Ebner kopiert eine Kopie Fruhtrunks, um dann wiederum von der kopierten Fruhtrunk-Kopie weitere Kopien mit Vinyl auf Leinen zu malen.

Unsere Arbeit am Projekt

- Reprofotografie & Exhibition
- originalgetreue, medienneutrale Farbabstimmung
- Postproduktion, Image-Processing
- Litho und Reinzeichnung
- Druckdaten-Aufbereitung
- Druckprozess-Betreuung

Für den Ausstellungskatalog mit 88 Seiten fertigten wir die Fotoreproduktionen der zehn Kunstkopien an, welche sich nur in allerfeinsten Nuancen unterscheiden.

Die erste Herausforderung bestand darin, diese winzigen Unterschiede exakt und originalgetreu fotografisch zu reproduzieren und die zweite Herausforderung war, die leuchtenden und reinen Farben der Kunstwerke drucktechnisch auf Papier umzusetzen.

Hierfür haben wir die Originalfarben mit einem Spektralfotometer eingemessen und für die bestmögliche Farbreproduktion den Standard-4-Farbdruck mit einer entsprechenden Tagesleuchtfarbe ergänzt und die Farben präzise abgestimmt.

Markus Ebner und Günter Fruhtrunk 

STRATEGIEN EINER EXKLUSIVEN ANEIGNUNG
Strich für Strich, Linie um Linie – Markus Ebner malt die Gemälde des Münchner Künstlers Günter Fruhtrunk pinselstrichgenau nach. Seit gut 20 Jahren kopiert er die abstrakten Werke des bekannten deutschen Nachkriegskünstlers. Kopie um Kopie eignet er sich ausschließlich Fruhtrunks konkrete Kunst an: Seine Appropriation Art ist exklusiv seinem ehemaligen Lehrer gewidmet. Ebner, 1962 in Regensburg geboren, studierte in den 80er Jahren drei Semester in der Klasse Fruhtrunk an der Münchner Kunstakademie. Bis Günter Fruhtrunk 1982 in seinem Atelier Suizid begann. Knappe 20 Jahre später fing Markus Ebner an, sich seinem Lehrer künstlerisch anzunähern. Er recherchiert Fruhtrunks Arbeitsweise, seine verwendeten Materialien, Techniken und ergänzt sie mit seinem eigenen Wissen aus der Fruhtrunkklasse.
Allein mit malerischen Mitteln erstellt er exakte Kopien, übernimmt Farben, Material und Maße bis in kleinste Detail. Original und Kopie sind kaum zu unterscheiden. In einem malerisch aufwendigen Prozess kopiert er nicht nur dessen Motive, sondern baut auch seine Rahmen detailgetreu nach und befestigt sie à la Fruhtrunk am Spannrand. Für die Serie Zuneigung ließ Markus Ebner Aluminiumleisten anfertigen und rahmte damit jedes seiner zehn Gemälde selbst.
»Bei meiner Zuneigung verwende ich die „klassische Fruhtrunksche Rahmung“ mit nicht-eloxierten Aluminiumleisten, die direkt, ohne Gehrung, mit sichtbarer Schlitzschrauben-Befestigung an den Seiten angebracht sind«, erzählt der Künstler.
Hinsichtlich der Autorschaft lässt auch Markus Ebner keine Zweifel offen: Er nummeriert Serien fortlaufend und signiert die Werke auf der Rückseite mit seinem Namen. Diese eindeutige Zuordnung bringt aber kaum eindeutige Antworten auf die Fragen um Urheberschaft und Original. Zudem potenzieren sich die Ungewissheiten, wenn Ebner sich selbst kopiert. Auch Fruhtrunk wiederholte sich oft, produzierte mehrere Versionen eines Motivs, die sich meist nur hinsichtlich der Bildgröße unterschieden. Günter Fruhtrunk stellte Zuneigung, eines seiner letzten Bilder, kurz vor seinem Suizid fertig. Es ist eine kleinere Version seiner Arbeit Bild, die ebenfalls 1982 entstand. Ebner kopierte Fruhtrunks Bild bereits 2017. Drei Jahre später malte er insgesamt zehn Kopien von Fruhtrunks Zuneigung.

Impressionen

Die folgende Bildergalerie zeigt einige Einblicke in die Arbeiten des Künstlers und in unsere Arbeit am Projekt.
Die Abbildungen entstanden in der Galerie JACKY STRENZ in Frankfurt am Main.